Betrieb & Gewerkschaft

Streik zwingt Klinikvorstände zu verhandeln

Menschenmenge auf der Wiese mit verdi-Fahnen. Transparenten z.B. «Uns fehlt Personal, wohin man schaut. Wenn sich nichts ändert, droht Burn-out!».


Essen und Düsseldorf:

Erster Erfolg im Kampf
um Entlastung

Die Be­leg­schaf­ten der Uni­kli­ni­ken Düs­sel­dorf und Essen haben mit ihren Streiks die Vor­stän­de ihrer Häu­ser dazu ge­zwun­gen, über eine ta­rif­lich ge­re­gel­te Ent­las­tung der Be­schäf­tig­ten zu ver­han­deln. Am Mon­tag die­ser Woche be­schlos­sen sie, die lau­fen­den Streiks mit Ende der Nacht­schicht am Mitt­woch­mor­gen aus­zu­set­zen. Am Mitt­woch und am Frei­tag soll­ten die ers­ten Ver­hand­lun­gen zwi­schen ver.​di und der Ta­rif­ge­mein­schaft deut­scher Län­der (TdL) statt­fin­den, die die Ver­hand­lun­gen im Auf­trag der Kli­nik­vor­stän­de führt.

In der ver­gan­ge­nen Woche hatte die TdL von ver.​di ge­for­dert, dass die Be­leg­schaf­ten ihre Streiks aus­set­zen müss­ten, bevor sie zu Ver­hand­lun­gen be­reit wäre. Am Mon­tag tra­fen sich 650 Strei­ken­de aus Düs­sel­dorf und Essen in Duis­burg und dis­ku­tier­ten kon­tro­vers dar­über, ob sie den Kli­nik­vor­stän­den die­ses Zu­ge­ständ­nis ma­chen soll­ten. ver.​di er­war­tet, dass die Ar­beit­ge­ber der Ge­werk­schaft vor allem an vier Punk­ten schnell ent­ge­gen­kom­men: Die ver­schie­de­nen Be­rufs­grup­pen müss­ten spür­bar ent­las­tet wer­den; es müsse ein Ver­fah­ren für die rea­lis­ti­sche Er­mitt­lung des Per­so­nal­be­darfs ge­fun­den wer­den; nötig seien klare Kon­se­quen­zen für den Fall, dass der Ta­rif­ver­trag un­ter­lau­fen wird; und die Ge­werk­schaft for­dert So­fort­maß­nah­men, mit denen schon vor der Um­set­zung des Ta­rif­ver­trags eine ge­wis­se Ent­las­tung er­reicht wer­den könn­te. Für die ge­plan­te Halb­zeit der Ver­hand­lun­gen am Frei­tag die­ser Woche plant ver.​di, die Kol­le­gen über den Zwi­schen­stand zu in­for­mie­ren.

Die Strei­ken­den zeig­ten sich bei der Ver­samm­lung in Duis­burg skep­tisch, ob die Ar­beit­ge­ber in den Ver­hand­lun­gen einer spür­ba­ren Ent­las­tung zu­stim­men wür­den. Al­ler­dings sind in den ver­gan­ge­nen Mo­na­ten in bei­den Häu­sern meh­re­re hun­dert Kol­le­gen in die Ge­werk­schaft ein­ge­tre­ten, die Be­leg­schaf­ten zeig­ten sich selbst­be­wusst, dass sie auch wei­te­re und län­ge­re Streiks durch­ste­hen kön­nen. «Wenn die uns rein­le­gen wol­len, sind wir am Mon­tag wie­der im Streik», sagt Alex­an­dra Wil­ler von der ver.​di-Ver­hand­lungs­kom­mis­si­on und Per­so­nal­rats­vor­sit­zen­de der Es­se­ner Uni­kli­nik.

Der Ge­werk­schafts­se­kre­tär Jan von Hagen, der für ver.​di an den Ta­rif­ver­hand­lun­gen teil­nimmt, schätzt ein: «Die Bun­des­re­gie­rung tut so, als wolle sie die Pro­ble­me in der Pfle­ge lösen. Tat­säch­lich haben erst die Streiks die Kli­nik­vor­stän­de ge­zwun­gen, über Ent­las­tung zu ver­han­deln – Ge­sund­heits­mi­nis­ter Jens Spahn hat dazu nichts bei­ge­tra­gen.» Viel wich­ti­ger als das Ge­re­de der Mi­nis­ter sei etwas an­de­res, sagt von Hagen: «Die Be­leg­schaf­ten haben sich selbst or­ga­ni­siert, sie haben neues Selbst­be­wusst­sein ent­wi­ckelt und ge­zeigt: Sie sind es, die ein Kran­ken­haus füh­ren kön­nen, und sie sind es, die es auch blo­ckie­ren kön­nen, wenn ihre For­de­run­gen nicht er­füllt wer­den.»

Olaf Matthes
UZ vom 20. Juli 2018
Foto: ver.di


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