Betrieb & Gewerkschaft

Karstadt kauft ein

 Karstadt & Kaufhof


Fusion mit Kaufhof
kostet 7 000 Arbeitsplätze

24.09.2018 |  René Benko und seine Signa Holding sind am Ziel. Der Immobilienspekulant übernimmt nach dreimaligem Versuch die Galeria Kaufhof. Über Jahre hinweg ließ der Karstadt-Eigner nicht locker. Denn 2015 ging der Zuschlag erst einmal an die kanadische Hudson’s Bay Company (HBC). Mit Karstadt und Kaufhof entsteht der zweitgrößte Warenhauskonzern in Europa hinter El Corte Inglés aus Spanien.

Mit dem Kauf bekommt nicht nur die Holding aus Österreich 79 Kaufhof Filialen dazu. Sondern auch die kanadischen Designer-Outlets Saks Off 5th in den Niederlanden und Belgien. Weiter dazu gehören Lebensmittel- und Gastronomiebereiche. Restaurants, wie Dinea und Galeria Gourmet. Benkos neues Warenhausimperium hat damit rund 240 Filialen. Untergliedert in mehrere Unternehmen mit 37.000 Beschäftigten.

Vom Handelsgeschäft hält der Österreicher nicht viel. Sein Schwerpunkt liegt anderswo. Benko erwirbt mit dem Kaufhof gleichzeitig 50 Prozent des milliardenschweren Immobilienbestands von HBC in Europa. Neben den Karstadt Filetstücken KaDeWe in Berlin und Oberpollinger in München, vergrößert sich damit die Anzahl an Luxusimmobilien in den Innenstädten um gewaltige 57 Objekte.

Für die Beschäftigten bedeutet dies nichts Gutes. Unmittelbar nach bekannt werden der Fusion beider Warenhausgiganten befürchten die Gesamtbetriebsräte der Warenhäuser einen weiteren Kahlschlag in der dann neuen Warenhaus AG. «Kosten kann man überall sparen. Beim Personal, der Logistik, dem Einkauf und bei den Hauptverwaltungen» ist von dort zu hören. Auf der Strecke bleibt nach neusten Insiderberichten nicht nur die Hauptverwaltung des bisherigen Karstadt Konzerns in Essen. Regiert werden soll zukünftig von der Kölner Kaufhof Zentrale aus.

Gefährdet sind die Löhne und Gehälter der Kaufhof Kolleginnen und Kollegen schon seit fast einem Jahr. Seit November versucht HBC aus dem Flächentarifvertrag auszutreten. Anscheinend, wie sich jetzt herausstellt, um den Verkaufspreis zu erhöhen. Es ist zu erwarten, dass der neue Besitzer, ähnlich wie bei Karstadt, einen Haustarifvertrag durchsetzt. Seit vielen Jahren verzichten die noch rund 18.000 Beschäftigten von Karstadt auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld sowie andere Sozialleistungen. Neben den Lohnkürzungen und der Tarifflucht sehen die Kaufhof Gesamtbetriebsräte 6.000 der 20.000 Arbeitsplätze gefährdet. «Mehr als verharmlosende Informationen gibt es nicht aus Köln. Die Sozialpartnerschaft kannst du knicken», so ein Betriebsrat aus Norddeutschland.

Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) beklagt ebenfalls, bei den Verhandlungen und Zukunftsplänen der Konzernmager außen vor zu sein. In einer Stellungnahme erklärt das für den Handel zuständige ver.di-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger, dass die Beschäftigten von Galeria Kaufhof und Karstadt sowie ver.di erwarten, dass diese unverzüglich von den Eigentümern über die Absichten der beiden Unternehmen informiert und einbezogen werden. «Es ist jetzt allerhöchste Zeit, gemeinsam mit den Betriebsräten und ver.di ein tragfähiges Zukunftskonzept zu entwickeln», so die Gewerkschaftlerin.

Der Verkauf von Kaufhof kommt nicht überraschend. Die Aktionäre wollen weiter Geld sehen. Auch HBC hatte von Beginn an nicht die Stärkung des Warenhausgeschäftes im Visier, sondern die Immobilien. Die Kanadische Heuschrecke übernahm vor drei Jahren den Kaufhof als grundsolides Unternehmen. Um schnelles Geld für die Manager und Aktionäre zu machen, wurden alleine 410 Millionen Euro Profit durch den Verkauf von Kaufhof-Filialen erzielt. Dieses Geld floss nicht in die Investition der Warenhäuser. Nicht für mehr Personal und somit in eine bessere Beratung der Kunden. Die Veräußerungen der Immobilien wurden dem Kaufhof-Konzern bewusst entzogen. Durch horrende Filialmieten, zu wenig Personal auf der Verkaufsfläche, geriet der Konzern in die roten Zahlen. Mit dem Verkauf an die Signa Holding kassieren die HBC Aktionäre jetzt noch einmal kräftig nach.

Herbert Schedlbauer
Foto: Bettina Ohnesorge