Köln

Köln: »Arsch huh« 14.12.2014

Mehr Nach­denk­lich­keit und poli­ti­scher Durch­blick als bei Birlikte

Demonstrierende mit Transparent: »...und Solidarität«.

An­lass war das Ent­set­zen über die Zu­sam­men­rot­tung von Hoo­li­gans am 26. Ok­to­ber in Köln, die un­ge­hin­dert Na­zi-Pa­ro­len grö­len und den Hit­ler-Gruß hat­ten zei­gen kön­nen. »Wir wol­len, dass Men­schen un­ter­schied­li­cher Her­kunft, Kul­tur, Re­li­gi­on und se­xu­el­ler Ori­en­tie­rung fried­lich und re­spekt­voll zu­sam­men­le­ben und Flücht­lin­ge un­se­re So­li­da­ri­tät er­fah­ren. Ge­walt und In­to­le­ranz – ob vom brau­nen Pö­bel oder von fa­na­ti­schen Sala­fis­ten – trifft auf un­se­ren ak­ti­ven Wi­der­stand.« »Wir müs­sen und wer­den wach­sam blei­ben und die Neo­na­zi-Sze­ne, die rechts­ra­di­ka­le Pro Köln-Par­tei wie auch die rechts­po­pu­lis­ti­sche AfD in Köln ge­nau im Au­ge be­hal­ten.« Das war nö­tig und er­mu­ti­gend. Aber es gab auch Kri­tik.

In Köln ist die Neigung verbreitet, gesellschaftliche Gegensätze mit Heimatkitsch zu verrühren. »Du bes Kölle« (Du bist Köln) hieß die Losung und ein Lied: »du bes Fastelovend, Du bes janz nevvenbei Blootwosch... Du bes d'r Neven un DuMont, bes Oppenheim«. Also Leser und gleichzeitig Verleger? Opfer der PPP-Geschäfte von Oppenheim & Esch und gleichzeitig die Nutznießer? So schunkeln wir uns die Welt schön. »Kölle – du bes super tolerant«.

Dazu der Kabarettist Jürgen Becker: »Köln ist nicht supertolerant. Hier gibt es genauso viele Fremdenfeinde wie in jeder großen Stadt.« Just die Kölschtümelei biete eine offene Flanke zum rechten Rand. Das saß. Er hatte die Bühne dafür.

Vor zwei Jahren, als »Arsch huh« 20-jähriges Jubiläum feierte, hatte er sie nicht. Das Konzert sei der Versuch, kommentierte Becker damals, die Nazis mit der Androhung penetrant kölscher Musik aus der Stadt zu treiben. Denn rechtsextremes Gedankengut entstehe ja immer aus übertriebener Liebe zu dem Ort, an dem man geboren ist. »Aus unreflektierter, stumpfer Heimatverbundenheit. Wenn man denkt, die eigene Kultur, das eigene Volk und die eigene Lebensweise sei das Beste auf der Welt und für die Welt. Ein Gedanke, der Köln bekanntlich komplett fremd ist. Und das demonstriert man, indem ausschließlich Kölner Bands in Köln vor Kölnern mit einem Kölsch in der Hand auf kölsch singen, wie schön kölsch-multikulturell et in Kölle is.«

Nun, so schlimm war es diesmal gar nicht. OB Jürgen Roters wanzte sich zwar bei den verdutzten Demonstrantinnen und Demonstranten huldvoll an und erklärte, wie stolz er auf sie sei. Aber es kam insgesamt mehr Nachdenklichkeit und politischer Durchblick zusammen als zu Pfingsten bei Birlikte. Georg Restle (Monitor-Redaktion) sezierte Hogesa und Pegida und ihre Zielstellungen. Es kamen Vertreter der FC-Ultras Coloniacs zu Wort. Die Höhner gaben zusammen mit Kutlu Yurtseven (Microphone Mafia) dessen Lied »Der Opportunist« zum Besten. Eko Fresh textete zum NSU: »Zehn Menschen tot, die Behörde scheinbar schlief, du hast knapp überlebt und sie verdächtigen dich.«

Quelle: dkp-koeln.de


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