Soziales

Spekulation mit Wohnraum beenden! Aktion vom 18.10.2018

Solidarität mit Berliner
Hausbesetzern

Demonstrationsteilnehmer halten ihr Transparent. «Roswitha bleibt!», «Die Kündigung muß weg!».

18. Oktober 2018. Roswitha Müller, 65, wohnt in der Stegerwaldsiedlung. Baumaßnahmen führten zur Ankündigung von Mieterhöhungen, zunächst aber schon mal zu Lärm, Staub und Dreck. Roswitha wehrt sich dagegen. Sie kürzte auf Empfehlung des Mietervereins die Miete. Die DEWOG kündigte ihr daraufhin fristlos den Mietvertrag. Die Kündigung wurde vom Amtsgericht im Dezember bestätigt. Das Urteil des Landgerichts, vor dem die Berufung Ende September verhandelt worden ist, wird für den 15. November erwartet. Unterstützt wird Roswitha Müller von Nachbarn und dem Solidaritätsnetzwerk Köln. Sie wollen die Rücknahme der Kündigung. Roswitha soll bleiben.

Die DEWOG (4.271 Mietwohnungen vor allem in Köln) ist ebenso wie die Aachener Siedlungs- und Wohnungsgesellschaft ein Unternehmen der Katholischen Kirche. Beide haben ihren Sitz in der Kölner Mevissenstraße 14. Den Gewinn von 50 Millionen Euro pro Jahr erwirtschaftet die Aachener mit 24.000 Wohnungen. Offenkundig reicht ihr das aber nicht. In Berlin erwarb die Aachener im Jahr 2014 das Haus Großbeerenstraße 17 a, ließ aber die Wohnungen jahrelang verrotten. Offenbar spekuliert sie auf eine Wertsteigerung. Die Hausprojektgruppe G 17a griff zur Selbsthilfe, besetzte leerstehende Wohnungen und zwei Gewerberäume und legte ein Konzept für eine soziale Nutzung vor. Erst jetzt behauptete die Aachener, eine Notunterkunft für obdachlose Frauen zu planen, offenkundig, um sich den Verhandlungen mit der Hausprojektgruppe zu entziehen. Immerhin gibt es eine Zwischennutzungsvereinbarung für eine der Wohnungen. Am 22. Oktober sollen weitere Gespräche folgen.

Die Initiative «Recht auf Stadt» Köln hatte zu einer Kundgebung vor dem Haus der katholischen Wohnungsgesellschaften aufgerufen. Sie solidarisiert sich mit den Berliner Hausbesetzern. Nach der Aktion in der Mevissenstraße zogen die Wohnungsaktivisten über den Eigelstein zum Sitz des Kölner Erzbischoffs Woelki. Auch hier konfrontierten sie die Kirche mit ihrem christlichen Anspruch. Ein Zitat: «Das private Eigentum ist dem Recht auf die gemeinsame Nutzung, der Bestimmung der Güter für alle, untergeordnet.» (Sozialenzyklika Laborem exercens, 1981, Papst Johannes Paul II.)

Text: Klaus Stein, Fotos: Klaus Stein, Werner Eggert

 


Aktion in der Mevissenstraße (weitere Fotos)