Umwelt

Lässt sich die Klimakatastrophe noch verhindern?

Welt-Klimakonferenz in Bonn

Braunkohlengrube. 

In Bonn hat am Montag, den 06. November 2017 die 23. UN-Klimakonferenz (COP23) begonnen. Bereits am vorausgegangen Samstag hatten 25.000 Menschen in der Bonner Innenstadt einen schnellen Kohleausstieg unter dem Motto «System change, not climate change» gefordert. Darunter waren über 1.000 Fahrradfahrer, die von Köln aus über die «abgeholzte» Bonner Straße und dann über die A 555 nach Bonn fahren wollten, von der Polizei aber unsanft auf die Landstraße umgeleitet wurden. Am Sonntag gingen bei einer Aktion Zivilen Ungehorsams 4.500 Menschen in den Tagebau im benachbarten Rheinischen Braunkohlerevier und blockierten vorübergehend zwei Großbagger.

Die Organisatoren erklärten: «Gemeinsam haben wir heute ein wichtiges Zeichen für konsequenten Klimaschutz und den Ausstieg aus der Kohleverstromung gesetzt. Von der Bundesregierung erwarten wir, dass sie das Pariser Klimaschutzabkommen endlich wirkungsvoll umsetzt. Die dreckigste Hälfte der Kohlekraftwerke muss in wenigen Jahren abgeschaltet sein, denn Klimaschutz entscheidet sich am Kohleausstieg.»

Mehr als 100 Klima- und Umweltschutz-, Bürgerrechts- sowie kirchliche Organisationen und Entwicklungsverbände aus Deutschland und der ganzen Welt hatten zu den Demonstration aufgerufen. Darunter auch die DKP.

Parallel zur COP23 läuft in Bonn die weltweite Versammlung der klimapolitischen Bewegungen «People's Climate Summit» (PCS). Am Samstag, den 11. November, startete um 11:11 Uhr die Demonstration «Schluss mit dem faulen Zauber – wir treiben die bösen Geister des Klimawandels aus: Kohle, Erdöl, Atom!».

Die Fidschi-Inseln sind zwar eigentlich der Gastgeber der Weltklimakonferenz, aber sie findet in Bonn statt. Der Präsident der Konferenz und Premierminister der Fidschi-Inseln Frank Bainimarama wandte sich in einem dramatischen Appell an die Weltgemeinschaft: «Hilfe, wir gehen unter!» Zwar ist Fidschi sicherlich einer der Staaten, für die weitgehende Ergebnisse existenziell wären, aber die Bundesregierung wird sich kaum als Antreiber zu ehrgeizigen Zielen betätigen. Deutschland wird die selbstgesetzten Klimaziele deutlich verfehlen und es ist nicht sichtbar, dass dies der Bundesregierung Kopfzerbrechen bereiten würde. Vielmehr nehme sie Veränderungen der Klimasysteme skrupellos in Kauf, sagte Günter Hermeyer von «Don't nuke the climate» und Sprecher des Bündnisses: «Wenn wir den Klimawandel bekämpfen wollen, darf nicht gleichzeitig der weltweite Warenverkehr durch immer mehr Freihandel angeheizt werden. Die nicht nur von der Atomlobby ins Spiel gebrachte angebliche Alternative des Atomstroms als ‹Klimawandelretter› könnte weltweit und besonders hier im Großraum Aachen-Köln-Bonn in absehbarer Zukunft die totale Vernichtung jeglicher Lebensmöglichkeit bedeuten. Auf gar keinen Fall lassen wir uns die todbringende Atomindustrie als grüne Energie verkaufen.»

«Zwei Drittel des Erdöls, die Hälfte des Erdgases und 80 Prozent der Kohle müssen in der Erde bleiben», sagte Dagmar Paternoga von Attac Deutschland und ebenfalls Bündnis-sprecherin. «Der Energieverbrauch für Produktion und Transport, der Auto- und Flugverkehr sowie die industrielle Fleischproduktion müssen sofort und drastisch reduziert werden. In einer profitgetriebenen Ökonomie wird das nicht möglich sein. Kapitalismus und Wachstumszwang, […] müssen infrage gestellt werden.»

Wolfgang Reinicke-Abel
Foto: I.Lang