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Le­ver­ku­se­ner Giftmüll-Deponie

Neue Rheinbrücke in Leverkusen:

Boh­rungs­ar­bei­ten in Gift­mül­l‑­De­po­nie

Der Rhein, im Hintergrund Autobahnbrücke, Giftmüll-Deponie und Müllverbrennung.

In der Le­ver­ku­se­ner Dhünnaue begannen Son­die­rungs­ar­bei­ten für den Bau ei­ner neu­en Au­to­bahn­brü­cke. Hier­für wer­den 17 Boh­run­gen bis in ei­ne Tie­fe von 40 Me­tern durch­ge­führt. Bis zum Som­mer sind et­wa 300 Boh­run­gen not­wen­dig.

Be­son­de­re Schwie­rig­kei­ten macht der ge­fähr­li­che Un­ter­grund: die Dhünnaue dien­te dem be­nach­bar­ten Bay­er-Werk jahr­zehn­te­lang als Gift­müll­de­po­nie. Bei je­dem Bohr­loch fal­len da­her rund zwei Ton­nen Son­der­müll an, die zu­nächst im La­bor un­ter­sucht und je nach Gif­tig­keit de­po­niert oder ver­brannt wer­den müs­sen. Die Ar­bei­ten wer­den mit Ganz­kör­per­schutz durch­ge­führt.

­Die Co­or­di­na­ti­on ge­gen BAYER-Ge­fah­ren (CBG) er­in­nert dar­an, dass die einst­mals »grö­ß­te be­wohn­te Gift­müll-De­po­nie Eu­ro­pas« bis heu­te ei­ne Ge­fahr für die Um­welt dar­stellt. Auf dem Ge­län­de lie­gen meh­re­re hun­dert­tau­send Ton­nen Gift­müll, dar­un­ter Schwer­me­tal­le und hoch­ge­fähr­li­che Chlor­ver­bin­dun­gen. We­gen der un­ge­ord­ne­ten De­po­nie­rung ist die ge­naue Zu­sam­men­set­zung un­be­kannt. Im Land­tag NRW wur­de einst von ei­ner grö­ße­ren Gift­last als in Bit­ter­feld ge­spro­chen.

Das ver­seuch­te Erd­reich wur­de we­der ab­ge­tra­gen noch voll­stän­dig um­schlos­sen. Le­dig­lich zum Rhein hin wur­de die Alt­last mit Spund­wän­den ge­si­chert. Stünd­lich müs­sen da­her 750 Ku­bik­me­ter ver­seuch­tes Was­ser ab­ge­pumpt und ge­rei­nigt wer­den – über Jahr­hun­der­te hin­weg. Da die Schich­ten un­ter der De­po­nie zum Teil was­ser­durch­läs­sig sind, ist ein Ein­drin­gen von gif­ti­gem Grund­was­ser in den Rhein zu be­fürch­ten, be­son­ders bei Hoch­was­ser.

­Nach dem Krieg wur­de die De­po­nie not­dürf­tig ab­ge­deckt und mit 220 Wohn­ein­hei­ten, ei­nem Kin­der­gar­ten, ei­nem Al­ters­heim und ei­ner Schu­le be­baut. Me­di­zi­ni­sche Gut­ach­ten zeig­ten bei hun­der­ten von An­woh­ner/in­nen Ver­än­de­run­gen des Blut­bilds. Al­lein in ei­ner Haupt­schu­le am Rand des Ge­län­des tra­ten 15 Krebs­er­kran­kun­gen und fünf To­des­fäl­le auf – viel mehr, als sta­tis­tisch zu er­war­ten wä­re. Die Ge­samt­zahl der Op­fer ist bis heu­te un­be­kannt, da we­der Bay­er noch die Stadt Le­ver­ku­sen ei­ne sys­te­ma­ti­sche Er­fas­sung der Er­kran­kun­gen vor­nah­men. Der töd­li­che Skan­dal führ­te le­dig­lich zur Ab­lö­sung des eins­ti­gen Werks­di­rek­tors Diet­rich Ro­sahl. Nach der not­dürf­ti­gen Sa­nie­rung, die zum Teil vom Steu­er­zah­ler ge­tra­gen wur­de, fand auf dem Ge­län­de die Lan­des­gar­ten­schau 2005 statt.

­Die Co­or­di­na­ti­on ge­gen BAYER-Ge­fah­ren (CBG) for­dert ei­ne voll­stän­di­ge Si­che­rung des Ge­län­des auf Kos­ten des Kon­zerns, Über­nah­me al­ler Fol­ge­kos­ten durch Bay­er so­wie ei­nen Ge­denk­stein für die Op­fer. »Die ent­ste­hen­den Mehr­kos­ten beim Bau der Au­to­bahn müs­sen von Bay­er ge­tra­gen wer­den. Um­welt und An­lie­ger ha­ben jahr­zehn­te­lang un­ter der Gift-Be­las­tung ge­lit­ten. Der Öf­fent­lich­keit dür­fen nicht noch wei­te­re Fol­ge­kos­ten ent­ste­hen«, so Phil­ipp Mim­kes vom Vor­stand der CBG.

Be­reits 1987 hat­te das Lan­des­amt für Ab­fall und Was­ser fest­ge­stellt, dass »die un­ter­such­ten Bo­den-Elua­te ei­ne teil­wei­se ex­tre­me Be­las­tung des Bo­dens mit Schad­stof­fen auf­zei­gen. Die Schad­stof­fe sind be­reits so weit in den Un­ter­grund ein­ge­drun­gen, dass auch das Grund­was­ser da­von be­trof­fen ist. Die­ser Um­stand ist äu­ßerst be­denk­lich, vor al­lem im Hin­blick auf ei­ne mög­li­che Ge­fahr für das Trink­was­ser (…). Ei­ne Kon­ta­mi­na­ti­on z. B. spie­len­der Kin­der oder wei­den­dem Vieh ist nicht aus­zu­schlie­ßen«.

Co­or­di­na­ti­on ge­gen BAYER-Ge­fah­ren (CBG)
Presse Info vom 17. Februar 2014
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