Kultur

Acht Türken, ein Grieche und eine Polizistin

Die Opfer der Rechtsterroristen


Dokumentation von Matthias Deiß, Eva Müller und Anne Kathrin Thüringer

Plakatausschnitt: »Mord an Blumenhändler in Langwasser. 55.000 DM Belohnung…« und Porträt.

 

Der Film lief am 12. Dezember 2011 in der ARD im Ersten. Auf Youtube zu sehen.

Die Nachrichten über die Morde der rechts­ter­ro­ris­ti­schen Ter­ror­zelle »Natio­nal­sozia­lis­ti­scher Unter­grund« (NSU) scho­ckie­ren die Menschen. Die Täter machen Schlag­zeilen. Die Ermitt­lungs­be­hör­den stehen am Pranger, der Ver­fas­sungs­schutz wird beschul­digt versagt zu haben. Die Bundes­kanz­lerin nennt die aus­län­der­feind­li­chen Taten eine »Schande für Deutschland«.

Die Dokumentation fahndet nicht nach den Tätern, deckt nicht auf was Behörden falsch gemacht haben. Sie fragt: Wer waren die Opfer? Was wissen wir über sie? Wie lebten sie unter uns? Der Film gibt den Opfern einen Namen, ein Gesicht, eine Geschichte. Sie erzählt von den Angehörigen, beispielsweise von Enver Simsek. Wie die mörderische Tat ihr Leben veränderte, wie die lange ergebnislose Ermittlung sie deprimierte und was sie gerade jetzt durchmachen.

Wahrscheinlich war Enver Simsek zur falschen Zeit am falschen Ort: Am 9. September 2000, einem sonnigen Samstag, vertritt der Blumengroßhändler aus dem hessischen Schlüchtern seinen Angestellten. Er baut einen mobilen Stand an einer geschäftigen Nürnberger Ausfallstraße auf. Mittags liegt er getroffen von acht Kugeln in seinem Transporter. Die Täter schossen aus nächster Nähe wie bei einer Hinrichtung. Simsek hatte keine Chance zu entkommen und stirbt wenig später auf der Intensivstation.

Seine damals 14-jährige Tochter Semiya kann nicht fassen, was passiert ist. Noch über zehn Jahre danach nicht: Die Polizei verdächtigte sogar ihre Mutter und den Onkel, etwas mit dem Mord zu tun zu haben. Nürnberg war der Auftakt der unheimlichen Mord-Serie, die erst vor wenigen Wochen aufgeklärt wurde. Zehn Tote und viele Verletzte in Nürnberg, München, Hamburg, Rostock, Dortmund, Kassel, Köln sind Opfer der Rechtsterroristen.

Quelle: DasErste.de