Gerresheim

Kommunalwahlkampf für die DKP in Gerresheim

Zwischen »neuen« Ideen und Altpapier

 

DKP-Fahne (Ausschnitt).

 

Bei der Kom­mu­nal­wahl am 25. Mai kan­di­diert die DKP un­ter die­ser ro­ten Fah­ne in Düs­sel­dorf-Ger­res­heim und in den Köl­ner Stadt­be­zir­ken Kalk und Stadt­mit­te. Bei wei­te­ren Kan­di­da­tu­ren im DKP-Be­zirk Rhein­land-West­fa­len tre­ten Ge­nos­sin­nen und Ge­nos­sen auf Bünd­nis­lis­ten, et­wa in Köln-Mül­heim, oder auf Lis­ten der Links­par­tei wie in Aa­chen an.

 

Die Ei­gen­kan­di­da­tur der DKP bei der Kom­mu­nal­wahl ist ein­ge­bet­tet in die ge­ne­rel­le stra­te­gi­sche De­bat­te über Form und In­halt der Wahl – und Er­geb­nis von ganz prak­ti­schen Über­le­gun­gen.

 

In Ger­res­heim zum Bei­spiel hat die Kom­mu­nal­po­li­tik ei­ne Ver­an­ke­rung, die bis in die Grün­dungs­zeit der DKP reicht. Da­zu ge­hö­ren so­gar wei­te­re Quel­len aus der Zeit bis vor 1933. Die­ser his­to­ri­sche Hin­ter­grund fehlt der Links­par­tei. Sie schöpft nur aus dem Hier und Jetzt. Ein wei­te­rer Un­ter­schied ist die Ver­bin­dung von au­ßer­par­la­men­ta­ri­schem En­ga­ge­ment und der Um­set­zung im Rat­haus. Die DKP hat­te über vier Le­gis­la­tur­pe­ri­oden, al­so über 20 Jah­re, ein Man­dat in der Ger­res­hei­mer Be­zirks­ver­tre­tung in­ne, bis der Sitz mit ei­ner »feind­li­chen Über­nah­me« an die Links­par­tei ging. Da­bei hat­ten die Links­par­tei-Ge­nos­sen in Ger­res­heim so­gar ge­for­dert, dass ih­re Par­tei man­gels kom­mu­nal­po­li­ti­scher Kom­pe­tenz und feh­len­der Ver­an­ke­rung auf die Kan­di­da­tur ih­rer Par­tei ver­zich­ten soll­te. Bes­ser sei es, die DKP zu un­ter­stüt­zen. Die­se Be­schluss­la­ge wur­de al­ler­dings auf hö­he­rer Ebe­ne ad­mi­nis­tra­tiv ge­kippt.

 

Der Wahlausschuss tagt.

­Mit Blick auf die be­vor­ste­hen­de Wahl hat sich die DKP er­neut um die Stär­kung lin­ker Po­si­tio­nen be­müht. Da­zu ge­hör­te zu­nächst ei­ne Bi­lanz der letz­ten fünf Jah­re. Wel­che au­ßer­par­la­men­ta­ri­schen Ak­ti­vi­tä­ten der Links­par­tei gab es im Stadt­be­zirk? Wel­che An­trä­ge und An­fra­gen wur­den im Ger­res­hei­mer Rat­haus ein­ge­bracht? Er­geb­nis: Der An­spruch, bes­se­re Kom­mu­nal­po­li­tik als die DKP zu ma­chen, wur­de nicht ein­ge­löst. In den re­le­van­ten In­itia­ti­ven ist die Links­par­tei nicht ver­tre­ten. Im Rat­haus fällt sie mit an­ti­ka­pi­ta­lis­tisch in­ten­dier­ten Ak­ti­vi­tä­ten nicht auf. Es wa­ren fünf dürf­ti­ge Jah­re. Ge­mes­sen an den Wahl­ver­spre­chen gab es auch das Ur­teil »Ver­rat an den Wäh­lern«.

 

­Den­noch lud die DKP da­zu ein, den Vor­rat an Ge­mein­sam­kei­ten zu klä­ren. Auch da gab es kein Er­geb­nis, denn zum letz­ten ge­mein­sam ver­ein­bar­ten Tref­fen kam die »Ver­hand­lungs­de­le­ga­ti­on« der Links­par­tei schon gar nicht mehr. Durch ih­re Be­schluss­la­ge war das Tref­fen ob­so­let ge­wor­den.

 

Erst deut­lich da­nach hat die DKP zu ih­rer Wahl­ver­samm­lung ein­ge­la­den, um ih­re drei Kan­di­da­tIn­nen für die Be­zirks­ver­tre­tung zu no­mi­nie­ren. Mit dem Wahl­pro­to­koll ging es zum Wahl­amt zur Über­prü­fung der An­ga­ben. Nächs­ter Schritt: Pro 1000 Bür­ger ei­ne Un­ter­schrift sam­meln. Das sind in Ger­res­heim 37. Die­se Un­ter­schrif­ten ka­men zü­gig und zu­gleich zeit­auf­wen­dig zu­sam­men. Das Pro­blem war nicht, die An­ge­spro­che­nen in lan­gen Ge­sprä­chen über­zeu­gen zu müs­sen, dass sie mit ih­rer Un­ter­schrift die DKP-Kan­di­da­tur er­mög­li­chen wür­den. Das ging ganz schnell. Das Zeit­vo­lu­men für die­se Ge­sprä­che war den­noch ganz er­heb­lich. Auf ei­ne For­mel ge­bracht: Fin­gen die Dis­kus­si­ons­the­men in der Ge­gen­wart an, dau­er­te das Ge­spräch ei­ne Stun­de. War der Start bei 1945, wa­ren es an­dert­halb Stun­den. Und für die Zeit vor 1945 muss­ten zwei Stun­den und viel­leicht ein er­neu­ter Be­such kal­ku­liert wer­den…

 

­Die DKP hat in­halt­lich ei­nen ganz ei­gen­stän­di­gen Zu­gang in der Kom­mu­nal­po­li­tik: Es geht ihr nicht dar­um, die Ver­hält­nis­se nur »et­was bes­ser«, »et­was ge­rech­ter«, »et­was bür­ger­freund­li­cher« zu ma­chen. Es geht viel­mehr dar­um, die Ur­sa­chen für die De­fi­zi­te und Ver­wer­fun­gen in der Kom­mu­ne auf­zu­zei­gen. Zu­erst wer­den zu­nächst die Ka­pi­tal­in­ter­es­sen ana­ly­siert: Wel­che Mo­no­po­le be­stim­men in wel­cher Form die Po­li­tik­ent­wick­lung? Ih­re Stra­te­gi­en be­stim­men die Vor­ga­ben von den Be­bau­ungs­plä­nen bis zur Auf­stel­lung der Alt­pa­pier-Con­tai­ner. Es ist Auf­ga­be der DKP, die ka­pi­ta­lis­ti­sche Sys­te­ma­tik hin­ter dem Glanz der Po­li­tik-Fas­sa­den auf­zu­de­cken. Und: wie Macht- und Ka­pi­tal­zu­sam­men­bal­lung gleich­zei­tig Ver­drän­gung, Ab­wer­tung, Ver­ar­mung und Ver­elen­dung pro­du­zie­ren.

 

Übervolle Papiercontainer.

A­ber: es geht auch dar­um, Ge­gen­wehr zu or­ga­ni­sie­ren. Durch Auf­klä­rung und Ak­ti­on. Ein Bei­spiel aus der Ab­tei­lung »Tee­was­ser-Po­li­tik«: Am Pil­ger­weg in Ger­res­heim ver­dreckt der Stell­platz für Alt­pa­pier-Con­tai­ner. Die DKP setzt ei­nen zu­sätz­li­chen Con­tai­ner durch. Der reicht nicht aus. Die Fre­quenz der Lee­rung muss op­ti­miert wer­den. Die DKP er­weist sich auch da­für als »Freund und Hel­fer« der Bür­ger. Das reicht nicht, denn es steht die Fra­ge: War­um ist das so? Und schon ist man bei den ka­pi­ta­lis­ti­schen Re­gu­lie­rungs­me­cha­nis­men, ba­sie­rend auf Ka­pi­tal­über­ak­ku­mu­la­ti­on, pri­va­ter Reich­tums­an­häu­fung und Ver­elen­dung der öf­fent­li­chen Hand. Der Wi­der­stand muss ge­mein­sam or­ga­ni­siert wer­den. Das geht. Auch und ge­ra­de in der Kom­mu­nal­po­li­tik.

 

Text und Fotos: Uwe Koopmann